Die European Outdoor Film Tour hat auch in diesem Jahr zehntausende junger Erwachsener in die Kinos gezogen. Einzigartig im Format und berühmt für herausragende Landschafts- und Sportfotografie. In Zeiten aber, in denen Handys HDR Fotografie beherrschen und 4K Actioncams an Drohnen auch für Teenager erschwinglich sind, steigen die Ansprüche des Onlinepublikums und führen zu mitunter abstrusen Auswüchsen. Die Titelgeschichte der EOFT 2018 beschrieb den Trip von drei Abenteurern, die zunächst mit Kites und Skiern ihre Wildwasser Kanus 1000 Kilometer durch Grönland zogen um dort einen 25 Meter Drop in einem Gletscherwasserfall zu meistern. Man schläft im Zelt.
„Der Antiheld: Der Begriff wird am deutlichsten wenn man ihn von dem des Helden absetzt. Ein Held ist ein positiv besetzter Protagonist mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten und Tugenden, der im Zentrum der Aufmerksamkeit der Zuschauer steht. Antihelden sind Underdog-Figuren (…).“[1]
Sind demzufolge all jene, die den Ansprüchen der Insta und Snapchat Gemeinde nicht mehr Reiz genug bieten für den großen Fame verdammt zum Fristen eines Nebenrollendaseins, biedere Antihelden? Oder ist die Resignation und der Rückzug aus der Weltöffentlichkeit der Social Media um Erfüllung im Kleinen, Privaten zu finden einzig gangbarer Weg? Die Maloja Pushbiker suchen ihren Weg irgendwo dazwischen. 24 Stunden Antiheld im Rückwärtsgang:
Samstag, 2.12.2017
23:55 Uhr Hotelbar, auf ein Pint Guinness mit Promoter und Recap des Events
22:50 Uhr Sir Chris Hoy Velodrome, Glasgow, Start zum finalen 10k Scratch in der Revolution Series 2017, womit die 100 Kilometer auf dem Holzoval in der Nacht voll waren.
19:30 Uhr (Kalte) Mac & Cheese
17:15 Uhr Pushbiker Photoshooting für zwei Partner in den Katakomben der Anlage
13:45 Uhr Rennstart: Team Elimination, Kilo TT, Punktefahren, Supersprint… die Wattwerte übertreffen alles in der Saison Dagewesene.
11:00 Uhr Marriott Hotel, Glasgow: Frühstück, Mittagessen und „Race Fuel“ in Einem
06:30 Uhr Ryan Air, Frankfurt à Glasgow
04:35 Uhr Frankfurt/M, Airport Hotel: Wake-Up Call
Im Kleinen, Privaten war es das überschwänglich herzliche Aufeinandertreffen mit dem Veranstalter, mit dem man seit Wochen auf das Event hingefiebert, den man persönlich aber nie kennengelernt hatte. Der Smalltalk mit dem Photographen über Sinn- und Unsinn von Tinder im Ausland bleibt in Erinnerung. Und die Geschichte von einem Trip bleibt, die uns irgendwann vor Augen führen wird, wie wir versuchten über dem uns vorgelebten Red Bull Superlativ zu stehen und ihm doch nicht ganz widerstehen konnten. Menschlichkeit wahren, im Rennen einen Durchhänger erlauben weil einem die Erkältung der letzten Wochen nachhängt, am Abend (zu) viel Hunger auf schottische Tuna Sandwiches haben, sich mit dem gezeichneten Bild aber 100 % identifizieren können macht im medialen Zeitalter stolz und bleibt Herausforderung zugleich.
Text: MPB Redaktion, 2017
Bild: Andreas Jacob, 2017
[1] vgl. URL: http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=910